Social Media Automatisierung

Artikel aus: Social Media Magazin
Nr. #8
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Social Media Automatisierung

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Mehr Effizienz durch Tools

von Reto Stuber

Dank des Social Web können sich Personen als persönliche Marke im Web positionieren. Doch je aktiver man ist, desto mehr wird einem bewusst, dass damit auch ein beachtlicher Zeitaufwand verbunden ist. Es gibt glücklicherweise eine Reihe von technischen Tools, die dabei helfen, gewisse Abläufe zu automatisieren und das eigene Netzwerk auszubauen. Allerdings gilt es hierbei einige Grundregeln zu berücksichtigen.

Die Vielfalt der Kommunikation, mit der man täglich konfrontiert wird, kann oft überwältigend wirken: Nachrichten via Email, SMS, Facebook, Twitter, XING, LinkedIn und nun auch noch Google+ prasseln auf einen ein. Nachrichten verlangen im Sinne der »Real-Time-Kommunikationsmedien« nach einer schnellen Antwort.  Im »Social Media Marketing Report 2011« des Social Media Examiner (» socialmediaexaminer.com) wurden Social Media Marketeers zu ihren Nutzungsgewohnheiten befragt. Mehr als die Hälfte wendet 6 Stunden oder mehr pro Woche für die Pflege der Präsenz auf, ein Drittel 11 Stunden oder mehr. 15% der Befragten investieren gar über 20 Stunden. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass die Pflege der eigenen Social-Media-Auftritte seinen zeitlichen Tribut fordert.
Die Herausforderung beim Einsatz von Social Media besteht darin, repetitive Prozesse effizienter zu gestalten und dabei trotzdem authentisch und persönlich mit dem Gegenüber zu interagieren. Die persönliche Produktivität soll zwar gesteigert werden, nicht jedoch auf Kosten eines echten Dialogs. Es ist daher nicht alles automatisierbar. Die Kunst besteht darin, die Balance zwischen authentischer Partizipation und Automation zu meistern.

Anwendungsbereiche
In dem Modell der Social-Media-Automation gibt es folgende Bereiche, in denen man die Effizienz und Effektivität steigern kann:

Publikation und Distribution sind im Grunde einfach zu automatisieren. Beim Community-Aufbau wird es dagegen sensitiver. Wer hier zu viele oder die falschen Aktivitäten automatisiert, kann damit seine Person oder Marke in Mitleidenschaft ziehen und rasch mit einem Spam-Stempel gebrandmarkt werden.

Schematische Darstellung der Social-Media-Automationsmöglichkeiten
social-media-distribution
  • Publikation
    Inhalte können terminiert und gestaffelt publiziert werden. Blogbeiträge oder Status-Updates lassen sich damit über die Zeit verteilt veröffentlichen, um möglichst viele Empfänger aus der relevanten Zielgruppe anzusprechen.
  • Distribution
    Ein Inhalt – zum Beispiel der Hinweis auf einen neuen Blogbeitrag – lässt sich automatisch auf mehreren Social-Media-Plattformen zeitgleich oder zeitversetzt veröffentlichen.
  • Community-Aufbau
    Auch der Aufbau des Kontaktnetzwerks kann nach bestimmten Kriterien gestaltet werden. Dabei lassen sich Suchkriterien vorgeben, wie beispielsweise Stichworte, Region, Sprache, Interessen und Demografie, nach denen man neue Kontakte aufbauen kann.
  • Interaktion
    Es ist auch möglich, Teile der Interaktion automatisiert abzuhandeln. Ein Beispiel dafür ist eine standardisierte Willkommensnachricht für einen neuen Kontakt.

Publikation und Distribution sind im Grunde einfach zu automatisieren. Beim Community-Aufbau wird es dagegen sensitiver. Wer hier zu viele oder die falschen Aktivitäten automatisiert, kann damit seine Person oder Marke in Mitleidenschaft ziehen und rasch mit einem Spam-Stempel gebrandmarkt werden.

Automation Tools für Social Media

Um mehrere Social Networks über eine Oberfläche zu verwalten, bieten sich Social Media Management Tools an. Einige der bekanntesten Vertreter sind die folgenden:

Hootsuite

 Hootsuite

Hootsuite kombiniert Dashboard-Funktionalitäten wie das gleichzeitige Posten von Inhalten in mehrere Networks mit automatisiertem Brand Monitoring. Das Tool aggregiert mehr als 30 Monitoring-Anwendungen, unter anderem auch Google Analytics. Außerdem können Keywords abonniert werden.
» hootsuite.com

TweetDeck

TweetDeck

 

TweetDeck ist eine Anwendung, mit der Twitter- und Facebook-Auftritte verwaltet werden können. Statusmeldungen von anderen Nutzern lassen sich übersichtlich in Spalten darstellen. Auch Tweets können vorher erfasst werden, und TweetDeck veröffentlicht sie dann zum vorher bestimmten Zeitpunkt.
» tweetdeck.com

CoTweet

CoTweet

 

Die Anwendung CoTweet unterstützt Unternehmen mit Echtzeit-Alerts und hilft insbesondere Teams dabei, einen oder mehrere Accounts zu verwalten und einander Tasks zuzuweisen. Das Tool bietet auch eine Aufbereitung der unternehmensspezifischen Nennungen an.
» cotweet.com

Seesmic Ping

Seesmic Ping

Bei Seesmic Ping handelt es sich gewissermaßen um einen Knotenpunkt für Nutzer des Social Web. Hier können Accounts verschiedener Social Networks organisiert werden. Nachrichten können auf diese Weise gleichzeitig über alle Kanäle versendet werden, die der Anwender nutzt. Die Applikation ist auch mobil sehr gut verwendbar.
» seesmic.com

LaterBro

LaterBro

LaterBro hat den primären Zweck, Statusmeldungen auf Facebook oder Twitter zu terminieren. Unternehmen können so beispielsweise die Social-Media-Meldungen unabhängig vom Tagesgeschäft planen. Die Oberfläche ist schlicht und auf das Notwendigste reduziert.
» laterbro.com

Automation mit Facebook
Auch bei Facebook ist die Automation der Bereiche Publikation und Distribution empfehlenswert. Mit den genannten Drittapplikationen lassen sich Statusaktualisierungen des persönlichen Profils jederzeit vornehmen oder terminieren.
Unter »facebook.com/twitter kann man beispielsweise Facebook Pages mit dem zugehörigen Twitter Account verbinden. Mit der Applikation »apps.facebook.com/twitter gibt es zudem die Möglichkeit, Tweets automatisch auf dem persönlichen Profil zu publizieren.
Business Networks wie Xing und LinkedIn ermöglichen es ebenfalls, eine Nachricht direkt auf Twitter zu veröffentlichen. Es ist also möglich, Meldungen von Xing oder LinkedIn via Twitter auch auf Facebook zu verbreiten.

Um den entgegengesetzten Weg zu gehen, also Twitter-Inhalte auf Facebook Pages zu übernehmen, bietet sich die Applikation »apps.facebook.com/smarttwitterpages an. Mit »apps.facebook.com/selectivetwitter hat man die Möglichkeit, nur bestimmte Tweets auch auf dem persönlichen Profil oder den Facebook Pages darzustellen, indem diese mit dem Hashtag #fb gekennzeichnet werden.
Wer den eigenen Blog via RSS Newsfeed einbinden möchte, kann dies über die Applikation »RSS Graffiti« unter »apps.facebook.com/rssgraffiti realisieren. Sie  bietet komfortable Konfigurationsmöglichkeiten und lässt die Publikation einer beliebigen Anzahl von RSS Newsfeeds auf das Profil zu.

Es gibt Websites wie »fanslave.com und »youlikehits.com, auf welchen man sich Fans für die eigenen Facebook Pages generieren oder kaufen kann. Diese Art des Fan-Aufbaus empfiehlt sich jedoch kaum, da es sich oftmals nicht um echte Accounts handelt. Da diese Fake Accounts dann auch nicht mit der Fan Page interagieren, hat dies negative Auswirkungen für das Ranking auf Facebook.

Wer Fans für die eigene Facebook Page generieren will, der muss für relevante Inhalte sorgen. Ist erstmal eine eigene Page erstellt, empfiehlt es sich, über andere Kanäle darauf aufmerksam zu machen. Man sollte dafür nicht nur den eigenen Blog, die eigene Website und weitere Web-Kanäle nutzen, sondern beispielsweise auch Visitenkarten, gedruckte Korrespondenz und die Email-Signatur.

Vollautomatisches Gezwitscher
Im Grunde lässt sich Twitter vollumfänglich automatisieren und zwar von der Publikation der Inhalte über die Verteilung auf andere Netzwerke bis hin zum Aufbau der Gefolgschaft und Interaktion. Wer alle diese Aufgaben aber lediglich an Tools abtritt, befindet sich statt im Social-Media-Bereich in der Abteilung »Roboter Media«. In diesem Fall entsteht kein echtes Beziehungskapital. Empfehlenswert ist es daher, einen aktiven Dialog auf Twitter zu pflegen. Nur so kann man von anderen lernen und neue Bekanntschaften schließen.

Nebst dem persönlichen Engagement gibt es auch für den Mikroblogging-Dienst Twitter einige »Effizienzbooster«. Die Applikation »socialOomph.com ist zum Beispiel ein sehr mächtiges Instrument für das Twitter Management. Mit dieser Software können Tweets zeitlich gestaffelt werden. Dem Nutzer wird auf Wunsch täglich per Email eine Zusammenfassung der verwalteten Accounts zugesandt. Es gibt zudem eine kostenpflichtige »Professional Version«, mit der sich auch Facebook verwalten lässt.
Neue Follower auf Twitter kann man mit diesem Tool auch mit einer automatischen Nachricht begrüßen. Da diese Willkommensbotschaft aber von vielen Nutzern als Spam empfunden wird, besteht unter »socialoomph.com/optout die Möglichkeit, sich vom Erhalt solcher Nachrichten auszutragen.
Auch die Applikation »gremln.com überzeugt mit dem Angebot, mehrere Accounts einzubinden. Sie enthält einen Team-Workflow, eine Übersetzungsfunktion und erlaubt auch die mehrfache Publikation von Tweets. Um den Prozess des Followings, also des Aufbaus relevanter Kontakte, anhand definierter Kriterien zu automatisieren, bestehen Tools wie »refollow.com oder »twollo.com. Mit eingeschränkten Funktionen können sie kostenlos getestet werden.
Zudem gibt es Programme wie TweetAdder oder TweetAttacks, die lokal auf dem Rechner installiert werden müssen. Diese können alle Prozesse auf Twitter anhand von definierten Kriterien automatisieren – vom Following über die Veröffentlichung von Statusmeldungen bis hin zum Versand von Nachrichten.
Wer sein Following managen möchte, dem helfen »manageflitter.com oder »justunfollow.com weiter. Mit der Applikation »unfollowall.com kann man sogar allen Accounts in einem Zug entfolgen.
Auch RSS-Newsfeeds können über Dienste wie »twitterfeed.com oder »dlvr.it sofort auf Twitter publiziert werden. Darüber lassen sich übrigens auch Inhalte direkt auf Facebook veröffentlichen.

Business Networks
Xing und LinkedIn sind die Plattformen, auf denen sich das Business trifft. Hierfür gibt es einige wenige praktische Tools wie »xibutler.org und »communityboy.com, welche das Auslesen von Kontakten oder die Kontaktaufnahme über standardisierte Nachrichten für das eigene Profil und die eigene Gruppe auf Xing ermöglichen. Sie können auch nach den »Kontaktmaschinen«-Gruppen suchen und diesen beitreten, um neue Kontaktanfragen zu erhalten.

Die Veröffentlichung einer Statusmeldung für Xing, LinkedIn, Facebook, Twitter, Google+ und AddPublic lässt sich über den »statusmelder.org realisieren. Wenn man eine Statusmeldung manuell auf Xing veröffentlicht, kann der Status auch direkt nach Twitter und Facebook publiziert werden.
Bei LinkedIn kann man oben rechts im Bereich »Profil« die Einstellung vornehmen, so dass damit alle Nachrichten des eigenen Twitter Accounts automatisch auf LinkedIn publiziert werden. Alternativ kann man auch nur diejenigen Nachrichten veröffentlichen lassen, die mit dem Hashtag #li oder #in gekennzeichnet sind.
Um sich übrigens auf LinkedIn rasch ein internationales Netzwerk mit mehreren Tausend Kontakten aufzubauen, gibt es den Anbieter »toplinked.info, der Kontaktwillige miteinander verknüpft. Alternativ kann man auch nach dem Begriff »LION« (LinkedIn Open Networker) suchen und den entsprechenden Gruppen beitreten.

Inhalte auf mehrere Social Networks verteilen
Es gibt neben den gerade genannten Plattformen weitere Möglichkeiten, in etwas weniger bekannte Social Media Networks vorzustoßen. Der Dienst »ping.fm unterstützt dabei Dutzende Plattformen und bietet hilfreiche Features, wie die Integration des Google Readers zur Publikation von favorisierten Beiträgen, Erfassung von Statusupdates via Email und viele mehr. Ähnliche Möglichkeiten bestehen auch unter »hellotxt.com und »onlywire.com. Videos können mit »tubemogul.com oder »videocounter.com automatisch auf mehrere Plattformen verteilt werden. Für Fotos empfiehlt sich »pixelpipe.com.


Reto Stuber

Reto Stuber

Reto Stuber ist Schweizer und lebt in New York. Er hilft Unternehmen, mehr Business dank Internet Marketing und Social Media zu realisieren. Zudem ist er Autor des Bestsellers »Erfolgreiches Social Media Marketing mit Facebook, Twitter, XING und Co.«

Mehr als 10 Jahre war er als Fachspezialist und Kadermitglied in der Informatik, Unternehmenskommunikation und Kundenbetreuung tätig, bevor er 2009 in die USA auswanderte und seine eigene Firma gründete. Er hat Ausbildungen in Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschaft und Unternehmensführung absolviert sowie einen EMBA erlangt.
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